XS 850 Probleme mit Anlasserfreilauf

[Katanist]

Habe in der Werkstatt den Anlasserfreilauf reparieren lassen. Leider zickt die XS bei Saisonstart noch immer, oder nach ein paar Tagen wenn sie kalt ist. Mit den neuen Flachschiebervergaser springt sie leichter an, jedoch länger orgeln geht gar nicht. Dann rattert es im Gehölz. Ihr kennt bestimmt das furchtbare Geräusch wenn der Freilauf nicht funktioniert. Die Werkstatt brauche ich nicht mehr kontaktieren, die haben es auf das "alte" Öl (1000km und halbes Jahr Standzeit) geschoben. Der anschließende Ölwechsel hat auch nicht geholfen.

So nun die Fragen:

- Wie groß ist der Aufwand den Freilauf zu kontrollieren, ggf. zu reparieren?

- Wenn die Rollen und Federn erneuert wurden...was kann noch sein?

Danke schon mal für jede hilfreiche Antwort

[Norbert]

Hallo Katanist,

ohne XS-Triple Grundkenntnisse lieber lassen (der Mitnehmerzapfen des Fiehkraftreglers ...)

- Wie groß ist der Aufwand den Freilauf zu kontrollieren, ggf. zu reparieren?

Wenn die XS auf der rechten Seite liegt (Winkel ähnlich Seitenständer) kann das Öl drin bleiben.
Eine neue Seitendeckeldichtung sollte parat sein.
Der Schalthebel, die Zündungsmechanik (Fliehkaftregler und Geberplatte) und der linke Seiten-
deckel muss erst mal runter.
Natürlich muss beim Zusammenbau wieder Alles wie es vorher stand eingebaut/überprüft werden ...


- Wenn die Rollen und Federn erneuert wurden...was kann noch sein?

Funktion des Freilaufs:
Die 3 Rollen verkeilen sich mit der Rollenführungen (Rampen) mit Anlasserfreilaufes und dem
geschliffenen Ansatz des Freilaufzahnrades, das auf der Ölpumpenwelle läuft.
Die Rollen werden gegen die Federn durch das Freilauzahnrad in Richtung Rampe (der Durch-
messer der 3 Rollen wird kleiner und verkeilt sich mit dem geschliffen Ansatz des Freilaufrades
und koppelt den Anlasser mit der Kurbelwelle.
(sobald der Motor anspringt wird durch die höhere Drehzahl der Kraftschluss zwischen Rollen
und Freilaufzahnrad getrennt)

Wenn die Rollen sich in der Rollenführung nicht bis zur Verkeilung (Kraftschluss) bedingt durch
Rauhigkeiten/Abrieb/Riefen bewegen können um den Kraftschluss mit den geschliffenen Ansatz
von des Freilaufrades und Ölpumpenantriebswelle zu bilden kommt bricht der Kraftschluss immer
wieder zusammen (Rattern).
(Auch zu dickes Öl kann bei niedrigen Temperaturen um 0 °C kann sich ein Ölfilm, änhlich Gleit-
lagerfilm, aufbauen und dann ratterts bis das Öl da weg ist und die Rollen greifen ...)

Die Federn mit den Hülsen sorgen nur dafür das die Rollen nach dem Stoppen des Anlassers wieder
in die Grundstellung geschoben werden um nicht auf der Mitnehmerfläche zu schleifen oder der
Anlasser von Motor angetrieben wird...
(Federhülsen und Führungen gut reinigen aber keine stärkeren Federn einbauen!)



Viel Erfolg

[Katanist]

Hallo Norbert,

danke für die Antwort.
Was meinst Du im ersten Satz mit ...(der Mitnehmerzapfen des Fiehkraftreglers ...) ?

[Klaus-Dieter]

... den kleinen Stift in der Kurbelwelle, der den Fliehkraftregler der Zündung fixiert. Da der Stift üblicherweise kürzer ist als das Loch tief, kann man ihn versenken und hat dann ein großes Problem, die Zündung einzustellen. Herausziehen läßt er sich ungern, weil er eine polierte Oberfläche hat, auf der nichts halten mag und auch, daß in das Loch hinter ihm keine Luft nachrücken kann, wenn man versucht, ihn herauszuziehen (falls man eine Möglichkeit dazu gefunden hat). Ich habe einige Varianten an einer alten beschädigten Kurbelwelle probiert, zuletzt erfolgreich mit einer diagonalen Bohrung von innen in das Loch mit dem Stift. Danach kam eine Fettpresse zum Einsatz. Von außen bohren geht ja nicht wegen der Lauffläche für den Dichtring. Also besser genau aufpassen.

Gruß
Klaus-Dieter

[Katanist]

Aaah, das ist ja clever.
Hast Du da event. Bilder die Du einstellen kannst?

[sejerlänner jong]

Leider gibt es hier keine Möglichkeit Bilder einzustellen ansonsten hättest du jetzt schon eins.
Ich schau ob in deinem Profil eine E-Mail Adresse hinterlegt ist.
Leider kann ich dir nur eine PN ohne Anhang schicken.

Ich kann dir eine Zeichnung von einer Bohrschablone geben.

Karsten

[Klaus-Dieter]

Hallo,

ich habe mal Fotos nach Picr hochgeladen, die Links folgen hier (es gäbe auch noch ein Video und ein PDF, doch die kann ich dort nicht hochladen)



Das Bild zeigt eine M8-Schraube aus der Grabbelkiste, die jetzt zur Fettnippelhalterung wird













Ich habe noch mehr Schrauben, jetzt baue ich eine Bohrhilfe









Mit einem 2 mm-Bohrer im Winkel so bohren, daß ich möglichst zielgenau und ohne Bruch unterhalb des Stifts im Sackloch ankomme. Ein kleiner Durchgang reicht. Eventuell nimmt man einen sogenannten Rosenbohrer von seinem Zahnarzt für den letzten Millimeter. Wenn der Kopf abbricht und steckenbleibt, stört er nicht das Gewinde. Denke ich



Die Bohrhilfe muß so gedreht sein, daß die Schräge mit dem Bohrloch ggü. dem Sackloch der Kurbelwelle ist







Die Schraube mit dem Nippel hat eine Querbohrung bekommen, die etwa an dem Bohrloch zum Sackloch positioniert werden kann. Muß aber nicht sein, denn die Kurbelwelle ist in dem Bereich nicht hohl, also könnte die Nippelschraube auch gerade so kurz sein, daß sie beim Einschrauben abdichtet (ich habe zusätzlich etwas Teflonband um das Gewinde gewickelt). Dann muß mehr Fett hinterher rausgespült werden. Einen Schmiernippel mit passendem 8 mm-Gewinde hatte ich nicht, damit könnte man sich sogar diese Schraube sparen.





Bei Bedarf kann ich die PDF-Datei mit etwas Erklärungstext zusenden, das Video hat über 10 MB auf der Platte, könnte durch Verwaltungsdaten beim Versand aufgebläht werden

Ach, noch was. Ich bin kein Schlosser, Mechaniker oder Inschenör, außer von eigenen Gnaden. Es gibt bestimmt Leute, die das besser können Macht aber niXS

Gruß
Klaus-Dieter

[Katanist]

Hi Klaus-Dieter,

das ist eine sehr gute Fotodoku.
Aber da hast Du jetzt (für mich) ein paar Schritte übersprungen.
Ich habe noch nicht einmal den Motordeckel abgenommen und den besagten "kurzen Stift" gesehen.
Die Reparatur des Anlasserfreilaufes werde ich lieber zusammen mit einem erfahrenem Mechaniker ausführen.
Jedoch wäre ich trotzdem für Infos dankbar, wie ein Zusammenbau ohne solch aufwändige Modifikation möglich ist.
Die Reparaturanleitungen und Motorzeichnungen geben da ja leider nicht viel her...

Danke schon mal.

P.S. würde es nicht reichen einen längeren Stift einzusetzen?

[Klaus-Dieter]

Hallo,

so, für heute habe ich die Frischluftsaison beendet.

Eigentlich reicht da eine Explosionszeichnung aus dem Teileverzeichnis und etwas Überlegung aus, ein Werkstatthandbuch schadet nicht und so ganz wenig steht da auch nicht drin.

Erst den runden Deckel vor der Zündung ab, dann kann man die Sechskant-Mitnehmerscheibe aus der Kurbelwelle entfernen. Die hat Schlüsselweite 21, die Schraube in ihrer Mitte SW 10. Kupplungsseil entspannen und am Motor aushängen. Jetzt die Zündungsgrundplatte vom Gehäusedeckel abschrauben, nachdem Du mit dem Körner die Position markiert und die Kabelei getrennt hast. Auch auf die Stellung des Fliehkraftreglers achten. Setzt man ihn nachher um 180° verdreht wieder ein, springt das Moped nicht mehr an, sondern hustet nur heftig. Den Motordeckel abschrauben und beim Abziehen darauf achten daß das Anlasserzwischenrad bzw. seine Welle nicht verlustig gehen. In den Tiefen des Motors siehst Du jetzt das Kurbelwellenende und auch den Stift. Beim Zusammenbau ist es wichtig, den Fliehkraftregler so aufzusetzen, daß die Nut an seinem Ende über dem Stift sitzt und der Nocken auch in die richtige Richtung zeigt, wie vorher gemerkt oder markiert. Wird die Position des Stiftes nicht getroffen, drückst Du beim Anziehen der Befestigungsschraube den Stift in die Kurbelwelle und dann ist Party.

Man kann natürlich den Stift bei der Gelegenheit ersetzen, serienmäßig hat er 8 mm. Je nach Bohrlochtiefe sollte ein 10 mm langer Stift ausreichen, aber auch nicht weiter überstehen. Ggf. muß man ihn mit der Schleifmaschine etwas kürzen.

Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge, Einstellungen prüfen bzw. wieder herstellen.

Mehr fällt mir gerade nicht dazu ein.

Gruß
Klaus-Dieter

[Katanist]

Vielen Dank Klaus-Dieter, das ist sehr hilfreich