Öldruck; rattern/schleifen/klingeln

Öldruck; rattern/schleifen/klingeln

Beitragvon obibaer » Mo 27. Apr 2015, 15:35

Hallo XS-Gemeinde,

ich habe letzten Sommer meinen Zylinder wegen der berühmten, ölenden Zylinderfussdichtung runter genommen. In diesem Athemzug wurden dann gleich folgende Teile und Arbeiten mit gewechselt/gemacht:

- Steuerkette, Spannschien und Steuerkettenspanner gewechselt (habe das Schloss Altdeutsch vernietet, also mit Hammer und Dorn - mache das schon immer so und hatte nie Probleme)

- Ventilschaftdichtungen gewechselt, Ventile neu eingeschliffen - ein Ventil war leicht verzogen, habe es eine Nacht lang gerichtet da keine Zeit zum neu bestellen da war (große Motorradtour mit der halben Familie und vielen Bekannten stand 2 Tage später an) - nach vielen Messungen und Probieren in der Ventilführung konnte ich kein Spiel messen/erkennen

- Zylinder wurde manuell, leicht durchgehohnt (Zylinder und Kolben waren noch in der Tolleranz) - das Ergebniss mit soch einer manuellen Hohnlehre hat mich sehr überrascht: gut erkennbarer 45°Kreuz-Schliff an der Zylinderwand

- Steuerzeiten und Kontaktzündung wurden neu eingestellt

- Vergaserbaterie wurde gereinigt und synchronisiert

Nachdem ich dann alles zusammen hatte und Richtung Treffpunkt für die Tour unterwegs war bemerkte ich beim zügigen Beschleunigen ein recht hochfrequentes Rattern/Schleifen welches sich nach Gaswegnahme wieder einstellte. Bei gemütlichem Cruisen höre ich dieses Rattern/Schleifen nicht. Jedoch kommt dann ein leises, unregelmäßiges Klingeln zum vorscheinen. Ich hatte erst einen Federring an einer lösen Schraube in verdacht, konnte aber keine lose Schraube finden...
Die Erzgebirgstour überstand meine Dicke (das Mopet, nicht die Freundin ;-)) ohne Probleme, die Geräusche wurden nicht schlimmer und nach und nach habe ich ihr auch etwas mehr Drehzahl zugemutet und muss sagen das sie nach den oben genannten Arbeiten viel besser läuft als je zuvor. Nur die Geräusche machen mich fertig! Seit der Erzgebirgstour steht die Gute nun aus mehreren Gründen in der Garage und wartet auf ihre nächsten Einsätze.

Nun geht die Fehlersuche los und ich möchte mir als erstes ein Öldruckmanometer anbauen um zu kontrollieren ob der Öldruck stimmt. Dem Druckschalter traue ich nicht wirklich und finde ein Manometer eh viel schöner :-). Ich habe eine halbe ewigkeit im Internet und hier im Forum gesucht... konnte aber keinen Soll-Wert für den Öldruck finden. Kann mir jemand sagen wie hoch der sein muss? Oder hat jemand selbst ein Manometer dran und kann sogar was zum Öldruck mit kaltem und warmen Öl sagen? Bei den Manometern bis 100 PSI habe ich Angst das sich der Zeiger dann kaum bewegt.... Oder haben wir an den XS hohe Öldrücke wie im Auto?

Vielen Dank im Voraus,
Christian
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Re: Öldruck; rattern/schleifen/klingeln

Beitragvon Klaus-Dieter » Mo 27. Apr 2015, 18:53

Hallo Christian,

lt WHB spricht die Warnleuchte unterhalb 0,3 kg/cm² an, der Öldruck bei Normalfahrt und Betriebstemperatur beträgt 3 kg/cm², das Überdruckventil öffnet bei 5 kg/cm². Ich hätte es auch in Bar ausdrücken können, habe es aber einfach mal abgeschrieben. Steht bei mir auf Seite 251.

Der Druck war zu erwarten, denn die XS ist ja gleitgelagert.

In einem amerikanischen Forum sah ich ein Foto, wo jemand einen Rohrstutzen vom Öldruckschalter Richtung rechte Fußraste gelegt und dort den Geber für die Druckanzeige montiert hatte. Ich fand das gut, bis ich irgendwo las, daß es nicht sinnvoll sei, solch Sackgassen zum Messen zu nehmen. Bin aber kein Fachmann.

Wenn es weiter rattert und schleift, sieh mal im Öl nach Spänen. Hast Du mal die Steuerkettenspannung geprüft? Oder möglicherweise ist die Schiene gebrochen.

Gruß
Klaus-Dieter
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Re: Öldruck; rattern/schleifen/klingeln

Beitragvon obibaer » Di 28. Apr 2015, 07:10

Hallo Klaus-Dieter,

Danke für die schnellen Antworten! Folgende Werte bekomme ich nach dem Umrechnen:

0,3 kg/cm² = 4.26 PSI = 0.29 Bar

3,0 kg/cm² = 42,66 PSI = 2,94 Bar

5,0 kg/cm² = 71,11 PSI = 4,90 Bar

An der Fußraste kommt sicher optisch nicht schlecht. Und wegen der Sackgasse mache ich mir eher keine Sorgen. Nach dem was ich in Physik gelernt habe sollte der Druck in einem geschlossenen System überall gleich sein. Gut, das System ist nicht unbedingt geschlossen: Die Ölumpe saugt das Öl aus der Wanne und drückt es durch die Kanäle zu den Lagern usw. wo es dann wieder runter zur Wanne läuft. Ich denke aber das es schon Sinnvoll ist das Manometer dort zu platzieren wo der Öldruck-Warn-Schalter sitzt. Die Jungs von Yamaha haben sich da schon was bei gedacht...

Spannschienen sind in Ordnung, hatte den linken Seitendeckel erst auf um zu schauen. Steuerkettenspannung ist wie nach WHB eingestellt.

Dann schauen wir mal wie viel Druck meine Pumpe noch bringt...

Grüße,
Christian
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Re: Öldruck; rattern/schleifen/klingeln

Beitragvon Norbert » Di 28. Apr 2015, 11:40

Hallo odibaer,

es könnte auch eine gelöste Mutter für das Öl-Pumpenantriebszahnrad auf der Kurbelwelle sein.
Der Kraftschluß zur Kurbelwelle erfolgt über das
Anzugsmoment der Mutter, aber falls die sich löst
greifen die Stifte des Öl-Pumpenantriebszahnrads
als Notlösung in das Ritzel auf der Kurbelwelle.
Diese Verbindung ist nicht Spielfrei und bedingt
durch das pulsierende Verdichten der Ölpumpe
entsteht schon mal das mechanisch harte Geräusch
eines modernen englischen Triples und untypische
Vibrationen für ein XS750.

Viel Erfolg
... heute schon gegrollt ? ...
Norbert
 
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Re: Öldruck; rattern/schleifen/klingeln

Beitragvon obibaer » Di 28. Apr 2015, 16:21

Hallo Norbert,

vielen Dank für den Ansatz. Wenn ich mir die folgenden Explosionszeichnungen anschaue sollte ich das ja überprüfen können indem ich nochmal den linken Seitendeckel abnehme und das Anzugsmoment der Mutter überprüfe.

http://www.cmsnl.com/yamaha-xs750-2d-1977_model8628/partslist/A-08.html#results
http://www.cmsnl.com/yamaha-xs750-2d-1977_model8628/partslist/B-05.html#results

Nur den Teil mit den Stiften kann ich auf den Explosionszeichnungen noch nicht so richtig nachvollziehen.

Schade nur das auf dieser Seite jetzt wieder alle zu is :-/ Ich habe alle Zahnräder versucht "per Hand" auf Spiel zu prüfen... da war erstmal nix locker. Zur Sicherheit sollte ich aber nochmal mit dem Drehmomentschlüssel ran oder?!

Wenn ich mir das aber so überlege war ich ja garnicht an der Mutter dran als ich den Zylinder gemacht habe. Deswegen vermute ich das die Geräusche irgendwo aus dem Zylinder o. -kopf samt Nockenwellengetrüm kommt...

Grüße,
Christian
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Re: Öldruck; rattern/schleifen/klingeln

Beitragvon Norbert » Di 28. Apr 2015, 19:33

Hallo Christian,

das Öl-Pumpenantriebszahnrad hat auf der Rückseite zur Kurbelwelle eben keine Zähne sondern Stifte die entspr.
der Teilung der Ritzels (es sind zwei) ausgeführt sind.

Das erste Ritzel zum Gehäuse ist für die Steuerkette und
zum KW-Zapfen hin für das Öl-Pumpenantriebszahnrad.

Es ist nicht umsonst ein Drehmoment von 100 - 120 Nm
je nach Handbuch (850er sogar 130 Nm) für die Schraub-
verbindung angeben.

Viel Erfolg
... heute schon gegrollt ? ...
Norbert
 
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Re: Öldruck; rattern/schleifen/klingeln

Beitragvon Klaus-Dieter » Di 28. Apr 2015, 21:37

Norbert hat schon einen guten Ansatz gegeben, ansonsten sind bei solch einer OP natürlich noch mehr Teile, die nachher nicht mehr richtig fest sein müssen.

Ich selbst habe mal unterwegs einen Riß im Gehäuse des Steuerkettenspanners gehabt mit der Folge, daß der Stößel nicht mehr fixiert wurde und wild in seiner Führung hin- und herging. Das hat auch erhebliches Rattern und Rasseln verursacht. Die Steuerzeiten stimmen dann nicht mehr, aber gefährlich wird's, wenn die nicht richtig gespannte Steuerkette überspringt. Ich habe mir für die Weiterfahrt mit einem Stückchen Holz (Zweig, Bleistift o. a. von wenigen mm Länge) geholfen, mit dem ich den Stößel unter dem Deckel angedrückt habe. Bis nach Hause hat es gehalten.

Gruß
Klaus-Dieter
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Re: Öldruck; rattern/schleifen/klingeln

Beitragvon obibaer » So 3. Mai 2015, 12:18

Hallo,

die Sache mit deinem Steuerkettenspanner und dem kleinen Stück Holz habe ich schonmal irgendwo gelesen. Aus purer Dummheit habe ich die Dicke auch schonmal mit ungespannter Kette angeworfen... dieses übel laute Krachen hat mit meinem Rattern/Schleifen (in diesem Zusammenhang eher "Schnurren") aber keine Ähnlichkeit!

Nachdem ich mir einen genügend großen Drehmomentenschlüssel besorgt habe, muss ich mitteilen das sich die Mutter auch bei 140Nm nicht weiter bewegt hat. Auf der linken Seite sollte also alles passen.

Habe mir dann die rechte Motorseite vorgenommen, die Kupplung komplett zerlegt und nachgeschaut ob ich irgendwelche Späne oder Schleifriefen auf einer der Komponennten finde. "Leider" Fehlanzeige: Von der Primärkette bis zur Federsitzscheibe alles in bester Ordnung. Nach den Explosionszzeichnungen und den Texten im Handbuch war auch alles vollständig und in der richtigen Reihenfolge montiert. Das Einzige was mich bei der Demontage irritiert hat war der Druckstift der Kupplung (der über die Kupplungsbetätigung für das "drücken" des Kupplungskorbes zuständig ist).

Vielleicht kurz zur Vorgeschichte: Kurz vor einer Tour musste ich die Kupplungsbetätigung auseinander nehmen weil sich das kleine Blech zur Aufnahme des Kupplungsbowdenzugs in Wohlgefallen aufgelöst hat... Bei der Übung habe ich die Drehzahl-Entkopüpöungs-Kugel (oder wie auch immer die heißt) verloren. Seit dem diente ein kurzes Stück unsauber abgeschnittenes Rundeisen zur "Entkopplung".

Die Kugel hatte sich doch tatsächlich mit der Druckstange verschweißt. Habe mir jetzt aus einem alten Kugellager die Kugeln geholt und sie ausgetauscht.

Ich hoffe morgen das Öldruckmanometer zu bekommen und sie die nächsten Tage mal anzuwerfen um zu sehen ob der Öldruck passt.
Die Suche geht also weiter. Ich habe ja irgendwie die Kolbenringe in verdacht. Kann ich die irgendwie beim zusammenbau Beschädigt haben das dieses Rattern/Schleifen daher kommen kann?

Schönen Sonntag noch,
Christian
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Re: Öldruck; rattern/schleifen/klingeln

Beitragvon Klaus-Dieter » So 3. Mai 2015, 18:38

Hallo Christian,

die Kugel hat sich mit der Druckstange verschweißt? Das klingt fast unglaublich, müßte ja völlig trocken gelaufen sein. Und wenn sich die Kugel dermaßen dreht, muß hinterher die Druckstange ja ähnlich schnell geworden sein ...

Wenn die Kolbenringe solchen Lärm machen, sind die Zylinder jetzt sicher ein Fall für den Zylinderschleifer, wenn nicht sogar für den Schrott. Klar kann man bei der Montage die Kolbenringe brechen, ebenso können die Sicherungsringe zur Montage der Kolbenbolzen aus ihren Nuten springen, wenn sie alte und gebrechlich sind oder bei der Montage überdehnt wurden. Wäre ebenso nicht gut.

Na ja, ich wünsche viel Erflog und möge es die günstigste Schadensursache sein

Gruß
Klaus-Dieter
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Re: Öldruck; rattern/schleifen/klingeln

Beitragvon obibaer » Mi 20. Mai 2015, 19:45

Guten Abend,

wollte mal nen Zwischenstand abgeben. Nachdem ich das Manometer erfolgreich installiert habe dachte ich beim ersten Starten des Motors "Wow was ein Öldruck!".Das Manometer zeigte ca. 70 PSI (ca. 5,0 BAR) an. Ok, Öl (20W50) kalt und erhöhte Startdrehzahl durch den Choke.

Nach dem Warmfahren zeigte das Manometer während der Fahrt ca. 25...45 PSI (1,7...3,0 BAR) an. Während der Leerlaufdrehzahl kann ich den Zeigerausschlag leider nur erahnen. Schätze mal so 5 PSI (0,35 BAR).
Als Fazit könnte mann also sagen das mit der Ölpumpe alles in Ordnung ist oder?!

Ein Kollege, er hat mit mir Maschinenbau studiert, vorher eine Lehre als Zweirad-Mechaniker gemacht und auch ein paar Jahre in einer Motorrad-Werkstatt gearbeitet, meinte nach einer Probefahrt ganz trocken: "Läuft doch ganz Ordentlich, kann keine beunruhigenden Geräusche ausmachen... Und sie ist halt nicht die Jüngste, bisschen Geräusche machen die alle...)
Ich hake das Thema jetzt in der Hoffnung das ich hinsichtlich des rattern/schleifen (klingeln ist nicht mehr zu hören) zu sensibel bin ab.

Was mich nach der langen Phase des Nicht-Fahrens irritiert, ist das sich die alte Lady bei niedrigen Öltemperaturen gut schalten lässt und bei Temperaturen um 100°C anfängt zu zicken. Soll heißen ich muss einen erhöhten Kraftaufwand anwenden um die Gänge zu Schalten... Ist das normal? Hab heute an der Tanke sogar den Leerlauf relativ schlecht reinbekommen.

Da am Wochenende die Erzgebirgstour ansteht werde ich nicht viel weiter rumdocktern können und fahr jetzt erstmal. Wie mein Opa schon sagte: "Weiter fahren und beobachten".

In diesem Sinne, danke für die Tipps und ich melde mich ob die Erzgebirgstour ohne größere Schäden verlief!

Christian
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